Franz Wechselberger ist Weinbauer. In seinem Garten am Kolsassberg wachsen jährlich 12 Rebsorten. In nur wenigen Jahren hat er es vom Hobby-Weinbauer zum prämierten Winzer geschafft. Seine Weine sind für Green Events auch in Mehrwegflaschen erhältlich und mit uns hat er über seine Anfänge und Ambitionen gesprochen.
Green Events Tirol Team: Wer an Rebstöcke und prämierte Weine denkt, der wird bei der ersten Überlegung nicht gleich an Tirol oder den Kolsassberg denken. Tatsächlich wird in Tirol aber in vielen Gegenden Wein angebaut. Franz, uns würde interessieren wie du auf die Idee gekommen bist Wein anzubauen?
Franz Wechselberger: Wir haben zu Hause einen sehr großen Garten, den damals einer alter Baumbestand zierte. Die Bäume sind über die Jahre immer größer geworden und im selben Ausmaß sind auch die Stürme immer stärker geworden. Ich erinnere mich an einen starken Föhnsturm im Winter 2012, wo ich zu meiner Frau gesagt habe, dass wir die meisten Bäume wegschneiden müssen, da uns sonst früher oder später einer erschlägt. Wir haben die Bäume dann entfernt und ein riesiger fast leerer Garten blieb übrig, was uns auch nicht gefiel. Da der Garten sehr sonnig ist, habe ich kleine Obstbäume gepflanz und ein paar dreijährige Tafeltrauben im Topf besorgt. Die haben wir noch im gleichen Jahr geerntet und ich war wirklich überrascht vom Geschmack der herrlichen Trauben.
Da ist der Weg zum Wein nicht mehr weit, oder?
Genau. Ich hab schon immer sehr gerne Wein getrunken. Also hab ich mir gedacht, ich versuche ein paar Weinsorten anzubauen. Insgesamt habe ich 20 verschiedene Sorten probiert, ich wusste ja nicht, welche am besten geeignet ist. Die Sorten die nicht funktioniert haben wurden ausgetauscht und so wurde auch der Weingarten ständig erweitert.
Wie unterscheidet sich denn der Tiroler "Bergwein" zum burgenländischen "Hügelwein"?
Im Unterland haben wir eine etwas kürzere Vegetationsphase von etwa zwei Wochen. Der August ist nicht so heiß, dafür haben wir im Herbst viel Sonnenschein und große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht. Dadurch ergeben sich fruchtbetonte Rot- und spritzige Weißweine.
Und das schmeckt auch den Weinjuroren?
Insgesamt vier Preise habe ich mit meinen Weinen schon gewinnen können. Besonders stolz bin ich auf den "Austrian Wine Award", dass mein Rotwein mit den besten Weinen im Burgenland mithalten kann ist schon ein Wahnsinn.
Was ist beim Anbau zu beachten?
Man muss auf jeden Fall darauf achten, die richtigen Sorten anzubauen. Wir setzen da großteils auf pilzwiderstandfähige (PIWI) Reben. Sie haben eine hohe Resistenz gegen "echten" und "falschen" Mehltau und gegen Schwarzfäule. Gezüchtet wurden diese PIWI-Reben bereits in den 80ern vermehrt angebaut werden sie aber erst jetzt. Da sieht man, wie langsam dieser Prozess im Weinbau voranschreitet und auch der Konsument muss erst bereit sein, sich auf diese neuen Sorten einzulassen.
Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf den Weinbau in deinem Garten?
Vor 30 Jahren wäre es noch gar nicht möglich gewesen, bei uns Wein anzubauen, so gesehen macht der Weinbau jetzt erst Sinn. Andererseits geben einem Gewitterstürme wie im letzten Jahr, wo es mir eine paar Rebreihen umgeweht hat schon zu denken. Jeder einzelne muss einen Beitrag leisten, dass es nicht schlimmer wird. Längerfristig ist Wein jetzt auf jedenfalls eine Option.
Du setzt auf biodynamischen Weinbau. Wie funktioniert dieser?
Beim biodynamischen Anbau wird nicht nur auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichtet, sondern auch darauf geachtet, dass es eine große Vielfalt an Begleitpflanzen gibt, die nützliche Insekten anziehen. So wird beispielsweise zwischen jeder 2. Rebreihe nur einmal im Herbst gemäht, damit alle Pflanzen richtig ausblühen können. Der Boden wird von den Regenwürmern gedüngt und neben den Reben gibt es Sträucher für Vögel. Man kann das als eigenes, kleines Ökosystem betrachten.
Du bist seit heuer auch Green Events Partner mit einer Besonderheit, kannst du uns da mehr erzählen?
Genau, ich bin seit April Servicepartner von Green Events Tirol. Kunden sind zu uns gekommen und haben gefragt, ob sie die Flaschen wieder zurückbringen können. Und selbstverständlich geht das, wir haben Mehrwegflaschen nämlich schon seit einiger Zeit im Einsatz. Für uns ist das auch gut, da wir so nicht jedes Jahr so viele Flaschen kaufen.
Wie funktioniert das in der Praxis?
Beim Zurückbringen wird wieder neuer Wein gekauft, also eine Win-win-Situation. Wir haben auf unseren Flaschen Etiketten mit wasserlöslichem Kleber. Die Flaschen werden heiß ausgespült und im nächsten Jahr wieder verwendet. So kann man eine Flasche theoretisch 50 bis 100 Mal wiederverwenden. Das spart gewaltig viel Müll, Kosten und ist gut für die Umwelt. Wir kaufen dann nur die Flaschen nach, die nicht mehr zurückkommen.
Welche Green Events Veranstalter können sich an dich wenden, wenn sie deinen Wein ausschenken wollen und wann sollte man sich melden?
Ideal sind Events für uns wo ca. 10-25 Flaschen Wein getrunken werden. Wir brauchen ca. 14 Tage Vorlaufzeit. Aber je früher wir Bescheid wissen, umso besser ist das natürlich.
Ein Konzept, das Nachahmer finden sollte?
Es muss natürlich jeder selbst wissen, was er macht. Wenn ich in meinen Weingarten schaue und die Vielfalt der Natur sehe, dann habe ich aber schon das Gefühl es richtigzumachen. Auch bei den Glasflaschen habe ich ein sehr entspanntes Gefühl. Eine Flasche im Glascontainer statt 50, das macht schon einen Unterschied. Und unter uns, Green Events sind schon auch eine tolle Sache.
Wie sehen deine Pläne aus für die Zukunft, bist du zufrieden oder strebst du noch eine Weiterentwicklung an?
Ich bin momentan sehr zufrieden, wie es läuft. Ich unterstütze mittlerweile auch ein paar Winzerkollegen mit meinen Erfahrungen und da haben wir alle einen großen Spaß dabei. Die Teilnahme an Wettbewerben macht einen ständig besser. Mein Ziel ist es, dass der beste Rotwein Tirols von mir kommt, woher sonst?
Da drücken wir dir ganz fest die Daumen und danken für das Gespräch.