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Im Interview: IFFI Organisatorin Anna Ladinig

25. Juli 2022

Seit Oktober 2019 leitet Anna Ladinig das Internationale Filmfestival in Innsbruck (IFFI) - heuer wurde dieses erstmals als GREEN EVENT TIROL durchgeführt. Wir haben mit Anna über ihre Arbeit, die Zukunft des Kinos und die Rolle von Kinofilmen im gesellschaftlichen Wandel gesprochen.   

©IFFI

Wie war das IFFI 2022 für dich?

Das IFFI #31 war ein großer Erfolg. Für mich persönlich waren es sechs wunderbare und intensive Tage voller Gespräche, Eindrücke und Begegnungen. Es war mein erstes Festival ohne Corona-Einschränkungen und es war schön, die ausgelassene Stimmung zu erleben. Wir arbeiten lange Zeit auf diese sechs Tage hin und es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn sich alles zusammenfügt, funktioniert, das Festival noch richtig gut ist und auch vom Publikum gut angenommen wird. Das treffendste Wort ist wahrscheinlich überwältigend.

Pandemie, Streaming-Angebote, usw. – Steckt das Kino in der Krise?

Das Kino wurde bereits viele Male totgesagt, aber es lebt noch immer! Die Kinoerfahrung lässt sich nicht durch den Fernseher oder Streaming-Dienste ersetzen. Das kollektive Schauen, das gleichzeitige Erleben ist ein Aspekt des Kinobesuchs. Ein anderer Aspekt ist, dass der Film unter idealen Bedingungen auf einer großen Leinwand gesehen werden kann. Nur im Kino schaut man Filme wirklich konzentriert und ohne Ablenkungen. Dadurch erlebt man im Kino Filme viel intensiver und eindrücklicher. Kinos werden sich wahrscheinlich verändern, aber nicht verschwinden. Übrigens gibt es im Leokino und Cinematograph nach wie vor die Möglichkeit analoge Filme anzuschauen. Nur zwei Kinos in Österreich können noch 70 mm Projektionen machen - eines davon ist das Leokino. 

©IFFI

Was nützt der Film dem Klima? 

Kino und Film sind Teil von gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen, weil wir Film und Kino erleben, weil wir es nicht nur sehen, sondern auch spüren. Das Gefühl keine Luft zu bekommen, mitunterzugehen oder zutiefst Mitgefühl für jemanden oder etwas zu entwickeln – diese sogenannte affektiv-performative Dimension des Films – fasziniert mich zutiefst. 
Das macht Film und Kino sehr mächtig. Film als Medium ist weder gut noch böse, aber mächtig. Bilder können manipulieren. Wird mit Bildern jedoch verantwortungsvoll umgegangen, steckt im Film großes Potenzial gesellschaftlichen Wandel voranzubringen, nämlich durch die Möglichkeit andere Perspektiven sichtbar und erlebbar zu machen.

Wie ist das Tiroler Publikum?

Während des Festivals bin ich gerne und fast immer im Kino, weil ich mit den Besucher:innen über die Filme, das Programm oder über Gott und die Welt sprechen möchte. Meine Erfahrung aus den letzten Jahren ist, dass das Tiroler Publikum sehr offen und interessiert ist und sich auch auf unser mitunter sehr forderndes Programm einlässt. 

©IFFI

Was macht das IFFI zum Green Event?

Bereits bevor wir zum Green Event wurden, war unsere Devise: Wir produzieren so wenig Müll wie möglich. Damit ist gemeint, dass wir die Auflagen von Druckwerken möglichst knapp berechnen und hochwertig gestalten. Ein Beispiel dafür ist das Programmheft. Es wird auf zertifiziertem Recyclingpapier in Axams produziert. Es ist zwar umfangreicher geworden, aber wir sehen, dass unsere Besucher:innen ihr eigenes Programmheft haben und auch aufbewahren. Dadurch konnten wir dieses Jahr die Auflage bereits um 1000 Exemplare reduzieren. Außerdem ist das Programmheft als PDF online abrufbar. 
Das ist ein Aspekt. Ein anderer ist unsere Spielstätte, das Leokino. Hier werden nur Mehrweggebinde verwendet, Müll getrennt und das Kino wird mit Ökostrom betrieben. Zudem ist es gut zu Fuß, mit dem Rad oder dem öffentlichen Verkehr erreichbar. Durch eine Kooperation mit den Innsbrucker Verkehrsbetrieben gibt es für ein Kontingent von Festivalpässe zusätzlich ein IVB-Ticket für den Zeitraum des Festivals. Flugreisen versuchen wir zu vermeiden, sofern diese Strecke auch mit dem Zug zumutbar ist.

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