Interview mit Anita Siller
Regionale Schmankerln, traditionelles Kunsthandwerk und Musik aus dem Stubaital – das war das „Picknick am Bauernhof“, das letzten Sommer in Neustift gefeiert wurde. Für die besonderen Bemühungen als Green Event Tirol, wurde das Team rund um Anita Siller nun vom Bundesministerium ausgezeichnet.
Hallo Anita, Gratulation zur Auszeichnung vom Bundesministerium! Was macht das „Picknick am Bauernhof“ so besonders?
Anita: Der regionale Charakter ist bei unserem Festl das A und O. Wir bieten Stubaier Schmankerln an, spielen Musik aus dem Tal und zeigen Kunsthandwerk von lokalen Kulturschaffenden. Wir sind bodennahe und naturverbunden – da versteht es sich von selbst auf Nachhaltigkeit zu achten.
Trotzdem musstest du Überzeugungsarbeit in deinem Verein leisten – warum?
Anita: Ja, am Anfang waren viele skeptisch, eine Zertifizierung als Green Event Tirol zu machen. Wir haben dann aber gemerkt, dass wir eh schon auf einem sehr guten Weg sind. Durch die Zertifizierung haben wir dann genauer hingesehen, ein paar Kleinigkeiten verändert und viele Maßnahmen erst sichtbar gemacht.
Was zum Beispiel?
Anita: Wir hatten immer schon eine Verpack-Station, damit sich die Gäste die übriggebliebenen Speisen mitnehmen können. Heuer haben wir sie erstmals besonders gekennzeichnet und auch auf nachhaltige Verpackungen geachtet, keine Alufolie mehr. Das wurde dann von allen sehr gut angenommen und ist positiv aufgefallen.
„Es ist uns wie Schuppen von den Augen gefallen, dass wir gar keine Alufolie brauchen!“
Auch in Sachen Mobilität geht ihr mir gutem Beispiel voran.
Ja, wir haben es geschafft eine Kooperation mit dem VVT auf die Beine zu stellen. So konnten alle kostenlos von Innsbruck mit dem Bus oder der Tram anreisen. Das wäre ohne unsere Sponsoren nicht möglich gewesen.
Was braucht es noch für ein erfolgreiches Festl?
Anita: Mein großer Dank gilt den 150 Ehrenamtlichen, die beim Fest mitgewirkt haben. Familien, Bekannte, aber auch zahlreiche Engagierte aus lokalen Vereinen waren mit dabei. Als dann am ersten Tag das Wetter nicht so gut war, haben die Nachbarn ihre Garagen und Carports als Unterstand zur Verfügung gestellt.
“Es war ein großes Miteinander.”
Was war dein Highlight?
Anita: Der Kunststadel. Wir haben im Heustadl Kunstwerke von lokalen Kulturschaffenden ausgestellt, Bilder und Skulpturen. Dazu gab es Stubaier Kammermusik und feine Kulinarik – auch genannt die Ks des Stubaitals: Knödel, Kiachl, Kuchen und Krapfen.
Du bist selbst Bio-Bäuerin. Was hat das „Picknick am Bauernhof“ mit deiner Arbeit zu tun?
Es ist mein Herzensprojekt, weil es zeigt welche Schätze wir bei uns vor Ort haben. Mir ist es auch wichtig, das Image von landwirtschaftlichen Betrieben im Tal zu verbessern. Die Gäste können wieder eine Verbindung zum Bauernhof herstellen, zu den Produkten, die hier entstehen.
“Und sie sehen die gute Arbeit, die der Großteil unserer Höfe tagtäglich leistet.”
Woher nimmst du die Energie für dein Engagement?
Anita: Ich bin Bäuerin, Krankenschwester, Mutter – und eine grenzenlose Optimistin. Das „Picknick am Bauernhof“ zu organisieren ist für mich ein schöner Ausgleich. Es macht mir Spaß, weil man mit einem Fest positive Botschaften transportieren kann.
Welche Botschaften?
Anita: Dass wir eine große Lebensqualität bei uns haben. Es braucht nicht immer ein „Mehr“ oder „Besser“, sondern ein Hinschauen auf das Gute, das schon da ist.
Anita Siller ist Bäuerin aus Leidenschaft, nebenberuflich Krankenschwester und Obfrau vom Verein „Stubaier Bauern“, der das „Picknick am Bauernhof 2020“ veranstaltet. Der Erlös der Veranstaltung kam einer Stubaier Familie zugute, sowie dem Bau eines Medizinraumes an einer Dorfschule in Afrika.